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Streuneralltag in Europa - Interview mit Stefan Kirchhoff

Aktualisiert: 12. Okt. 2020

Wie leben Straßenhunde? Tun wir ihnen einen Gefallen, wenn wir sie in unsere Welt holen und wenn ja, worauf müssen wir achten? Stefan Kirchhoff ist Autor des Buchs „Streuner! Straßenhunde in Europa“. In den 20 Jahren seiner bisherigen Tierschutzarbeit hat er etliche Länder bereist und dort das Leben der frei lebenden Hunde dokumentiert und erforscht. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er im Norden Deutschlands u.a. eine Hundepension und Hundeschule. Weitere Informationen gibt es unter www.streunerbutze.de


Wann und wie bist Du auf Streuner und die Idee des Buchs gekommen?


Ich habe 12 Jahre im Tierschutz gearbeitet als Tierpfleger und Tierheimleiter und da kam ich zwangsläufig mit Hunden aus dem Ausland in Kontakt und habe viele vermittelt und das sehr erfolgreich. Während dieser Zeit war ich schon im Ausland in Ländern wie Rumänien, Ungarn, Teneriffa, Portugal, Dominikanische Republik auf Dienstreisen, aber da habe ich mich auf andere Aufgaben konzentriert wie zum Beispiel die Auflösung von Tötungsstationen und andere.

Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, wie diese Hunde eigentlich dort vor Ort leben. Ich habe dann dazu recherchiert und versucht an Informationen zu kommen. Es haben sich zwei gegensätzliche Meinungen herauskristallisiert: Auf der einen Seite die der Tierschützer, die zu 98% Aussagen gemacht haben wie, dass die Hunde keine Lobby haben, dass die Leute die Hunde nicht mögen, dass sie jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen und misshandelt werden und dass alles ganz furchtbar ist. Auf der anderen Seite gab es dann die Meinung, dass man die Hunde doch in ihrer natürlichen Umgebung lassen soll, weil sie in ihrem Rudel glücklich und zufrieden leben.

Das war mir aber zu sehr schwarz-weiß gedacht, ich wollte mir das Ganze selbst anschauen. Nicht nur aus der reinen Tierschützersicht heraus, sondern auch hinsichtlich der Verhaltensbeobachtung, zumal ich anderthalb Jahre bei dem „Toscany Dog Project“ von Günther Bloch, dem bekannten Kynologen und Wolfsforscher, mitgearbeitet habe. Ein Wolfrudel auf lange Zeit beobachten zu können, war natürlich unglaublich interessant.

Von daher bin ich generell extrem neugierig darauf, was Hunde tun, wenn sie mehr oder weniger unbeeinflusst und unabhängig vom Menschen leben dürfen. Wenn sie auf ihre Umwelt so reagieren und agieren dürfen, wie sie möchten. Also im Grunde eine sehr simple Frage: Wie gestalten die ihren Alltag?

Ich wollte also wissen: Wie ist die Tierschutzsituation wirklich dort vor Ort und wie verhalten sich die Hunde in ihrer natürlichen Umgebung den ganzen Tag? Nach 12 Jahren wollte ich dann eine Pause machen und habe die dreimonatige Reise geplant. Da Fotografieren mein Hobby ist, habe ich die Kamera mitgenommen und bin losgefahren. Neben den anderen Aspekten war es aber auch Abenteuerlust.


Wie hast Du diese Hunde erlebt? Gab es Unterschiede in den Ländern?


Das ist eine sehr allgemeine und beliebte Frage, die sich pauschal nicht beantworten lässt. Mir war aus der 12-jährigen Arbeit als Tierpfleger und Tierheimleiter schon bewusst, dass nicht an jedem Baum ein misshandelter Galgo hängt usw. Trotzdem bin ich sehr objektiv herangegangen und wusste nicht konkret, was mich erwartet. Ich habe meine Frau vor der Abreise schon gewarnt, dass ich nicht weiß, ob ich vielleicht irgendwo hängenbleibe, weil ich aus dem Helfen nicht herauskomme. Ich bin ja kein Wissenschaftler, sondern Tierschützer und wann immer ein Hund Hilfe braucht, hätte ich natürlich geholfen.

Ich habe es einfach auf mich zukommen lassen und muss im Nachhinein sagen, dass die Hunde, die ich gesehen und getroffen habe, zu 95% in einem sehr guten Zustand waren. Ich habe weitaus mehr glückliche und sogar dicke Hunde gesehen, die mit dem Leben auf der Straße gut zurechtkommen als misshandelte, verhungerte oder tote.

Was ich auch festgestellt habe: Im Unterschied zu unseren Hunden zuhause, sind die Straßenhunde einfach total cool und relaxt und einen sehr, sehr ausgeglichenen Zustand zeigen. Sie sind nicht so aufgedreht und energieüberladen wie unsere Hunde, sondern sie sind locker und ziehen ihr Ding durch. Sie haben sich angepasst und wissen genau, was sie sich wo und wie erlauben können und wann sie was erreichen können, welcher Mensch ihnen wohlgesonnen ist. Sie haben gelernt, ihr Leben zu meistern, was sie nach einer Überführung nach Deutschland nicht ganz einfach macht, aber auch sehr interessant.

Zusammenfassend kann ich sagen: Ich habe die Hunde sehr positiv und zufrieden erlebt, aber man muss natürlich sagen, dass sich das schnell jederzeit ändern kann. Es kann passieren, dass Hunde lange Zeit glücklich an einem Ort leben und andere, die einen Mist nach dem anderen erleben. Und eine andere interessante Entdeckung war, dass die Hunde, egal wie unabhängig oder scheu sie sind, dem Menschen sehr zugetan sind, der Mensch also eine große Rolle in deren Leben spielt. Es gab sehr zugängliche Hunde, die mir sogar ins Auto gesprungen sind, die muss man also nicht einmal einfangen. Es lässt sich also nicht pauschal beantworten, jeder Hund muss individuell gesehen und behandelt werden.

Zu der Frage, ob es Unterschiede in den Ländern gibt: Nein. Es gibt in Rumänien und in der Türkei einfach massenhaft Hunde, während ich in Kroatien und Serbien kaum Straßenhunde gesehen habe. In Norditalien gibt es auch kaum welche, südlich von Rom dann wieder deutlich mehr und vor allem viele kleine Hunde, die aber wiederum nicht so sehr in Gruppen zu sehen sind. In Griechenland laufen auch viele Hunde frei herum. Warum das so ist, weiß ich nicht.


Streuner in Europa, Straßenhunde, Auslandshunde

Wie stehst Du zu der Kritik, dass Auslandshunde bei uns kein artgerechtes Leben führen oder als Mittel für lukrative Geschäftszwecke genutzt werden?


Das ist natürlich viel zu oberflächlich betrachtet und Quatsch. Wie schon gesagt, muss jeder Hund einzeln betrachtet werden und man muss vor allem zwischen einem ehemaligen Besitzerhund und Straßenhund unterscheiden. Bei den Besitzerhunden kann ich dann nochmals unterscheiden, da gibt es die Kettenhunde mit Freigangmöglichkeit und solche, die keine haben. Dann gibt es noch die Verschlagshunde und Hunde, die ganz normal im Haus leben, wobei das tatsächlich eher selten kommt. Es gibt ganz phantastische Familienhunde im Ausland, die man kaum besser züchten könnte und die sich einwandfrei bei uns integrieren lassen. Genauso gibt es aber auch welche, die sich gar nicht integrieren lassen und nicht wohlfühlen würden. Ich verwehre mich gegen die in der Tierschutzszene leider oft sehr pauschale Aussage, dass es die Auslandshunde alle schwer haben.

Das mit den lukrativen Geschäftszwecken ist ein sehr heikles Thema. Das muss man etwas differenzierter betrachten. Auf jeden Fall betrifft das die Welpenhändler und sogenannten Vermehrer. Die verdecken ihre Arbeit aber auch schon gar nicht mehr unter dem Deckmantel Tierschutz, sondern die wollen dann 2000 statt 800 Euro für einen angeblich einzigartigen Rassehund. Diese Leute haben mit Tierschutz gar nichts zu tun.

Es gibt dann die wirklich sehr seltenen Fälle, bei denen Hunde aus dem Ausland an irgendwelchen Raststätten unter dubiosen Umständen an ihre Halter übergeben werden. Hierzu kann ich doch pauschal sagen: Im Tierschutz lässt sich kein Geld verdienen. Wenn man mit Hunden Geld verdienen will, dann macht man das mit Welpen.

Leider gibt es auch schlechte Tierschützer, die ihre Vermittlungsarbeit nicht ordentlich durchführen und nur darauf aus sind, dass die Hunde nach Deutschland kommen. Was dann mit ihnen passiert, wird dann mehr oder weniger dem Zufall überlassen. Das machen diese Personen nicht aus Geldgier, sondern um so viele Tiere wie möglich aus dem Ausland nach Deutschland zu transportieren. Das ist zwar gut gemeint, hat aber mit gutem Tierschutz nichts zu tun.


Welche Erkenntnisse hast Du bei Deinen Reisen über den Charakter von Straßenhunden gewonnen? Gab es Überraschungen?


Nicht überraschend, aber sehr schön zu sehen war, wie ausgeglichen die Hunde auf der Straße waren. Das hatte ich oben ja bereits ausgeführt. Witzig war auch Beobachtung in den größeren Parkanlagen, wo man genau sehen konnte, welcher Hund auf der Straße lebt und wer in einem Haushalt. Diese Hunde sind immer total aufgeregt, schnüffeln und hopsen hektisch herum und versuchen Kontakt aufzunehmen. Die Straßenhunde sind sehr ruhig, sehr höflich und zeigen keine Streitereien untereinander. Ein bisschen Imponiergehabe ist vielleicht mal mit dabei, aber insgesamt läuft die Kommunikation sehr unaufgeregt und klar ab.


Streuner, Straßenhund, Auslandshund

Gibt es eindeutige Hinweise, dass der eigene Hund ein ehemaliger Straßenhund gewesen sein könnte?


Ja, die gibt es. Sehr prägnant ist zum Beispiel, dass sie sich beim ersten gemeinsamen Spaziergang sehr gut orientieren, sich nicht unsicher umschauen oder gestresst sind. Sie schnüffeln herum und vertiefen sich auch schon einmal an einer Stelle. Außerdem machen sie ohne Probleme ihr „Geschäft“ draußen und zwar auf markierende Art und Weise mit richtigem Scharren, was von einem gewissen Selbstbewusstsein zeugt. Dann weiß man, dass dieser Hund zumindest schon einmal draußen war und die Gerüche zuordnen kann, entweder ein Straßenhund oder ein frei laufender Besitzerhund war.

Andersherum kann es sein bei ehemaligen Ketten- oder Verschlagshunden, die trauen sich zunächst nicht zu schnüffeln. Sie orientieren sich erst einmal optisch und entleeren nur Blase und Darm, um sich zu erleichtern.

Ein Zeichen kann auch sein, dass ängstliche oder dem Menschen gegenüber unsichere Hunde draußen schnüffeln, sich lösen und markieren und bei denen es Klick macht, sobald ich mit ihm soweit gearbeitet habe, dass ich ihn anleinen und nach draußen gehen kann. Dann weiß ich, dass der Hund das zumindest kennt. Bei Hunden, die sich vor Autos, flatternden Markisen, wehenden Bäumen oder Mülltonnen erschrecken und panisch reagieren, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um keinen Straßenhund oder er hat negative Erfahrungen damit gemacht. Trotz dieser Vorerfahrungen kann sich der Hund durch Training wieder entspannen.

Dann gibt es noch einen ganz guten Hinweis im Zusammenleben, wenn sich heraus stellt, dass sie auch ganz gut ohne den Menschen klar kommen. Ein echter Streuner wird eher auf Abwegen sein und sich höchstens durch Leckerchen zurück rufen lassen, wenn er denn verfressen ist. Ansonsten wird er immer abwägen, was für ihn in dem Moment attraktiver ist, der Hase oder etwas anderes oder das Leckerchen vom Menschen.

Weiteres Merkmal ist seine Art Probleme zu lösen. So ist bei uns in der Hundepension ein Hund mal eben über den immerhin 1,80 Meter großen Zaun gehopst, um bei uns zu sein. Die Straßenhunde denken nach und überlegen, was sie tun können. Das ist es, was ich an diesen Hunden so gerne mag, wenngleich es das Zusammenleben mit diesen Hunden nicht gerade erleichtert.

Sie lieben ihre Autonomie und ich sage dazu immer: “Ein Straßenhund, der einmal vom süßen Nektar der Freiheit gekostet hat, der vergisst diesen Geschmack nicht und kommt immer wieder darauf zurück.“ Wenn man mehr dazu wissen will, müsste man eine Art Herkunftsanalyse machen.


Fühlen sich echte Straßenhunde in unseren Wohnungen und in unserem Alltag wohl oder quälen wir sie eher damit?


Auch das muss individuell betrachtet werden. Die grundlegende Frage ist zunächst einmal, ob ich überhaupt einen Straßenhund habe. Selbst die Tierschützer wissen dies nicht immer genau. Wenn sie einen Hund sehen, von dem sie meinen, dass sie ihn einfangen müssten, dann tun sie das. Das betrifft aber die wenigsten Hunde, die zu uns kommen.

In der Regel werden die Hunde von staatlichen Tierfängern eingefangen, kommen dann in ein staatliches Tierheim und dieses staatliche Tierheim arbeitet mit viel Glück mit einem Tierschutzverein zusammen, die diesen Hund dann herausholen können. Die wissen dann aber auch meist nicht viel über dessen Herkunft.

Sollte ich tatsächlich einen Straßenhund bei mir zuhause haben, fühlen die sich schon erst einmal eingesperrt und von ihrer Umwelt abgeschnitten. Selbst, wenn er schon einmal bei einem Menschen gelebt hat und ausgesetzt wurde oder abgehauen wurde – also das Leben mit einem Menschen kennt – ist es doch so, dass diese Hunde im Haus nicht so gut untergebracht sind.

Straßenhunde sitzen einfach oft den ganzen Tag herum und beobachten und beobachten. Das muss nicht einmal ein Territorialverhalten sein, sondern sie sitzen einfach herum und schauen, was um sie herum passiert. Holt man diese Hunde aus diesem Umfeld heraus und steckt sie in unseren goldenen Käfig der Wohnung, fühlen sie sich beschnitten – der eine mehr, der andere weniger. Sie sind zwar sehr anpassungsfähig und gewöhnen sich daran, aber in der ersten Zeit entspricht es ihnen nicht.

In Extremfällen kann es sogar ratsam sein, für den Hund als vorrübergehende Maßnahme im Garten einen Zwinger zu bauen, um ihn langsam an das Leben im Haus zu gewöhnen. Manche Hunde sind tatsächlich am Anfang lieber draußen eingesperrt als drinnen. Das gilt jedoch nur für die Zeit des Alleinseins. Ist der Mensch zuhause, sollten alle Türen auf sein, damit der Hund sich frei bewegen und selbst entscheiden kann – vorausgesetzt natürlich, das Gelände ist ausbruchssicher.

Ein Herdenschutzhund, der auf der Straße gelebt hat, hasst das natürlich wie die Pest, in einem Haus eingesperrt zu werden. Der Rest ist Gewöhnung. Bisher habe ich keinen Straßenhund erlebt, der sich nicht irgendwann in der Wohnung wohlgefühlt hat. Aber erst einmal ist es eine große Umstellung.


Mit welchen Gefühlen oder Gedanken bist Du wieder nach Deutschland zurückgekehrt?


Ich habe erst einmal eine Weile gebraucht, um alles zu verdauen und zu verarbeiten und das Buch zu schreiben. Das Schreiben hat mir geholfen, die Reise zu verwerten und selbst nach sieben Jahren profitiere ich heute noch von dieser Reise. Ich mache mir nach wie vor Gedanken zu dieser Hundewelt.

Was ich nicht hatte, war der Gedanke, was wir wohl den ganzen Auslandshunden antun, indem wir sie zu uns holen, auch nicht, dass wir alle dort retten müssen. Aber selbst, wenn viele Straßenhunde für eine gewisse Dauer ein gutes Leben haben, brauchen sie doch unsere Hilfe, wenn sie denn vernünftig umgesetzt wird.

Welche Gedanken ich definitiv hatte, waren die zu dem allgemeinen Umgang mit unseren Hunden. Was wir von unseren Hunden verlangen, ist zum Teil ein absoluter Wahnsinn. Wie sehr wir unsere Hunde – egal, ob vom Züchter oder woher auch immer – in unsere gesellschaftliche Schablone pressen. Denn im Grunde zwingen wir sie ständig dazu, im Haus zu sein, an der Leine zu sein oder wenn sie frei laufen, sich zu benehmen und nicht dem Fahrradfahrer hinterherzulaufen oder nicht zu jedem anderen Hund zu gehen und mit ihm zu kommunizieren. Wir regulieren sie ständig erzieherisch oder mit dem Halsband, das verlangt den Hunden einfach sehr viel ab. Das funktioniert nur deshalb, weil Hunde hochgradig anpassungsfähig sind. Wenn wir uns das Leben der Straßenhunde anschauen, zeigen sie uns, wie sie eigentlich den Tag verbringen wollen.

Was Hunde wollen, ist ein routiniertes Leben, ein eigenes Revier, das sie eigenständig verwalten können, wo ihre Regeln gelten und selbst das können wir ihnen nicht bieten. Stattdessen sperren wir sie ein, durchschnittlich 20 Stunden am Tag. Wenn man Hunde fragt, würden sie antworten, dass sie am liebsten den ganzen Tag dabei wären und mit uns laufen würden. Hunde mögen es nicht, alleine zu bleiben und selbst, wenn wir es ihnen beibringen, ist es doch anerzogen. Sie können es sich nicht aussuchen.

Zugespitzt gesagt führen wir ein Leben, das für Hunde nicht passend ist. Wenn ich Hütehunde denke, die einfach den ganzen Tag mit dem Schäfer draußen sind oder wo sie einen Hof bewachen dürfen und auch mal andere Hunde draußen anbellen, wo sie ihr Territorium abstecken dürfen und selbst entscheiden, was darin passiert. Das ist mir im Nachhinein sehr bewusst geworden.


Gibt es aus Deiner Sicht Gründe dafür oder dagegen, einen Hund von der Straße einfach mit nach Hause zu nehmen, z.B. im Urlaub?


Nein, man sollte die Finger davon lassen, denn es ist ein gewagtes Spiel. Ich erlebe den Hund ja nur, wie er auf der Straße agiert und das kann ganz großartig sein und der Hund sehr anhänglich und menschenbezogen. Aber das kann sehr in die Hose gehen, ich habe es oft erlebt. Klar gesagt, kann ich nie vorhersagen, wie der Hund sich letztlich verhält, wenn er in unsere Welt kommt, ich habe es oben ausgeführt.

Wenn ich mich dazu entschließe, muss das unbedingt legal umgesetzt werden und am besten in Verbindung mit einem Tierschutzverein. Diesen kann ich vor Ort suchen und kontaktieren, damit alle notwendigen gesetzlichen Maßnahmen vorgenommen werden wie Impfen usw. Ich weiß, wie schnell man sich in einen Hund auf der Straße verlieben kann, aber es ist äußerst gewagt. Eine andere Sache ist es natürlich, wenn ein Hund Hilfe braucht, krank oder verletzt ist. Aber selbst das funktioniert am besten mit einem Tierschutzverein vor Ort. In beide Richtungen gibt es viele Beispiele, bei denen es geklappt hat, aber auch nicht.

Welche Deiner Tätigkeiten machen Dir besonders viel Spaß und was genau gefällt Dir daran?


Natürlich mag ich es als Hundetrainer, Mensch und Hund zusammenzuführen, aber was mir dabei besonders Spaß macht, der Umgang mit ängstlichen Hunden und dem Halter, zum Beispiel einen ängstlichen Hund an der Leine spazieren zu führen. Hier rede ich von bspw. Verschlagshunden, die noch gar nichts kennen und hier Fortschritte zu sehen. Das bedarf einer immer sehr individuellen Behandlung, diesen Hunden die Welt draußen näher zu bringen.

Was mir auch gefällt, ist die Vergesellschaftung von Hunden, wenn Halter nicht wissen, ob der Hund sozialverträglich ist und wie dies gelingen kann. Ein Hund gibt in seinem Verhalten viel von sich preis. Weiterhin mag ich sehr die Herkunftsanalyse verbunden mit einer Verhaltensanalyse mit einem bestimmten Testverfahren. Da etwa 70 % der Hunde Auslandshunde sind, mache ic solche Dinge sehr häufig.


Gehst Du beim Training mit ehemaligen Straßenhunden oder Auslandshunden anders vor als mit Hunden vom Züchter?


Erst einmal nicht. Für mich entscheidend ist der jeweilige Ist-Zustand, wie ist die Bindung zwischen Hund und Besitzer, wie ist die Kommunikation. Hier spielt es keine Rolle, wo der Hund herkommt. Darauf baue ich das Training auf und nehme Rücksicht auf seine Herkunft. Rassebedingte Eigenschaften müssen auch bedacht werden, auch bei Auslandshunden.


Hast Du vor, noch einmal auf Streuner-Reise zu gehen oder planst Du ein anderes Projekt dieser Art?


Im Moment ist das nicht möglich, da meine Familie, die Hundepension und die Hundeschule im Vordergrund stehen. Irgendwann möchte ich auf jeden Fall nochmals losziehen, denn es gibt noch einige Streuner-Geschichten, da bin ich sicher. Andere Pläne habe ich schon im Kopf, auch in Verbindung mit einem Buch. Hier muss ich schauen, wann ich dies angehe. Zurzeit gibt es aber einfach zu viel zu tun.


Fotos: Stefan Kirchhoff

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