Zeda-Lia gehört zu den Hunden, die viele Jahre warten mussten, bis die richtigen Menschen auf sie aufmerksam wurden. Als Welpe war sie gemeinsam mit ihren Geschwistern ausgesetzt worden und litt unter Hauterkrankungen. Wer verliebt sich gerade in solch einen Hund? Ich habe nachgefragt.
Wie seid Ihr auf Zeda-Lia gekommen?
Die Geschichte von Zeda-Lia hat uns sehr berührt. Warum muss eine so liebe, schöne Hündin, die schon als Welpe ins Tierheim kam, so viele Jahre dort bleiben und wird doch immer wieder übersehen? Alle ihre Geschwister waren ja bereits vermittelt. Es hat uns außerdem sehr angesprochen, wie sie beschrieben wurde, nämlich als ein Hund, der sowohl mit Artgenossen als auch mit Menschen umgänglich ist. Und dann hat man gleich gesehen, dass sie den Schalk im Nacken hat, so wie sie manchmal in die Kamera schielte. Das hat sich auch bewahrheitet, denn sie ist immer zu einem Späßchen aufgelegt :).
Warum habt Ihr Euch von ihrem schon etwas fortgeschrittenen Alter und der Vorgeschichte nicht abschrecken lassen?
Wir wollten einen Hund aus dem Tierschutz – oder besser gesagt eher ich, es brauchte etwas Überzeugungsarbeit bei meiner Familie – weil die Chance der älteren Hunde auf ein Zuhause mit weiter fortschreitendem Alter immer geringer wird. Ein etwas älterer Hund hat aber auch den Vorteil, dass sein Charakter deutlicher zutage tritt. Natürlich war uns bewusst, dass sie wahrscheinlich einige „Macken“ mitbringen und noch viel würde lernen müssen – wie Leinenführigkeit, das Hundeeinmaleins, alleine bleiben usw. Aber wir waren gerne bereit, diese Dinge mit ihr bzw. in einer Hundeschule oder mit einem Trainer einzuüben.
Welche Erfahrung hattet Ihr vorher bereits mit anderen Hunden aus dem Tierschutz?
Mein Mann und ich hatten beide in der Kinder- und Jugendzeit jeweils einen Hund aus dem Tierheim. Der Hund meines Mannes wurde zuvor geschlagen und war handscheu; als man ihn zu schnell frei laufen ließ, lief er weg und wurde leider nie mehr gefunden.
Der Hund meiner Familie musste als Welpe zu viel allein sein und zeigte zeitweilig ein destruktives Fehlverhalten: er zerbiss Dinge, wenn Besuch da war oder er zu wenig Aufmerksamkeit bekam. Mit der Zeit legte er jedoch dieses Verhalten von sich aus ab – so etwas wie Hundetraining kannte man ja damals noch nicht. Parallel zu diesem Hund hatten wir immer Katzenfindelkinder und es war für meine Mutter selbstverständlich, diese Tiere bei uns aufzunehmen. Als 7-jährige bin ich schon mit unserem Hund Gassi gegangen, was zum Teil herausfordernd war, da er einen ausgeprägten Jagdtrieb hatte und ich mich einmal flach auf den Bauch werfen musste, um ihn halten zu können.
Wie habt Ihr die erste Begegnung und ersten Tage mit Zeda-Lia erlebt und gestaltet?
Diese erste Begegnung war sehr eindrücklich: Als Zeda-Lia aus der Box geholt wurde, noch völlig verstört vom langen Transport, und dann zu uns, ihrer neuen Familie gebracht wurde, war das überwältigend! Wir hatten ja nur die Bilder gesehen, aber sie war genau so wie beschrieben: eine wunderschöne, liebe Hündin, aber natürlich sehr ängstlich bei all den neuen Geräuschen und Eindrücken. In München hat sie die Wohnung schnell als ihren Rückzugsort eingenommen. Sie hat sich gleich in ihr Hundebett gelegt, wollte aber nicht allein bleiben und seitdem liegt ihr Bett neben unserem. Die Außenwelt erkundete sie sehr vorsichtig, d.h. sie wollte nie lange spazieren gehen, sondern ziemlich schnell wieder in die schützende Wohnung zurück. Den großen Garten fand sie zunächst bedrohlich und traute sich nicht recht, ihn zu erforschen. Das legte sich aber nach ein paar Tagen und man merkt, dass sie sich da nun sehr wohl und geschützt fühlt. Ab und zu hat sie dort ihre „5 Minuten“, d.h. sie sprintet wie ein Junghund um die Büsche!
Wir sind es ganz ruhig angegangen, sie sollte einfach ankommen – wie Lesika es uns auch empfohlen hatte. Keine unnötigen Autofahrten oder Besuche, sondern wir waren einfach nur zuhause, im Garten oder spazieren. Übrigens war sie von Anfang an stubenrein, ohne das jemals bewusst gelernt zu haben!
Gibt es etwas, das ihr im Vorfeld beachtet habt bei der Auswahl?
Ja, unser Hund sollte umgänglich mit Tier und Mensch sein, damit es in unserem Alltag dauerhaft funktionieren kann. Wir sind beide berufstätig, mein Mann Vollzeit, ich zu 80% meistens im Homeoffice; es sollte aber möglich sein, unseren Hund auch mal bei Freunden oder im Notfall in einer Hundepension unterzubringen. Außerdem wollte ich versuchen, den Hund später 1-2 Tage in die Arbeit mitzunehmen. Von daher passte ein etwas älterer Hund sogar besser zu uns. Unserem 14-jährigen Sohn war es wichtig, dass der Hund in einem Alter ist, wo man ihm noch etwas beibringen kann.
Welche Überraschungen gab es in den ersten Tagen?
Dass sie von Anfang an stubenrein war und dass sie immer signalisierte, wenn sie raus musste. Denn woher wusste sie das? Eine Wohnung kannte sie ja nicht! Überrascht hat uns ihr erstes Bellen; die ersten 2-3 Tage gab sie kaum einen Laut von sich.
Interessant ist auch, dass sie sich mit der Zeit zu einem richtigen Wachhund entwickelt hat und die Nachbarn jetzt schon ordentlich verbellt. Drinnen ist sie lammfromm, aber immer wachsam.
Welchen Tipp würdet Ihr anderen Interessenten an Hunden mit Vergangenheit geben?
Es ist eine besondere, schöne Erfahrung, einen solchen Hund zu adoptieren! Jedoch sollte man sich darauf einstellen, dass es die ein oder anderen Schwierigkeiten oder unvorhergesehenen Ereignisse geben kann. Ein Hund, der den ganzen Tag im Zwinger verbringen muss, kann ja nicht sein komplettes Verhaltensspektrum zeigen, d.h. es können sich im neuen Zuhause Verhaltensweisen zeigen, die im Tierheimalltag gar nicht auftraten und somit nicht in der Anzeige im Detail beschrieben werden konnten – wie bei Zeda-Lia z.B. ein territoriales Verhalten, Ängstlichkeit/ Überfordert sein durch die vielen neuen Außenreize/ Geräusche.
Es wäre gut, sich schon im Vorfeld nach einem Hundetrainer umzusehen, der einem bei Schwierigkeiten im eigenen Umfeld zur Seite stehen kann. Wir haben einen engagiert, was für Zeda-Lias Eingewöhnung und Entwicklung schon sehr hilfreich war.
Auch können die Nahrungsumstellung und der Stress des Transports zu körperlichen Krankheiten führen: Unsere Hündin hatte einen Magen-Darm-Infekt und durfte 2 Wochen nur selbstgekochte Schonkost zu sich nehmen.
Man sollte sich auch so organisieren, dass in den ersten Wochen immer jemand zuhause ist.
Alles in allem hatten wir uns auf solche „Baustellen“ eingestellt. Aber diese Schwierigkeiten haben ja auch den positiven Effekt, die Hund-Mensch-Beziehung zu festigen. Wir sind dadurch geduldiger geworden und verstehen jetzt besser, was in unserer Hündin vorgeht oder wenn ihr etwas zu viel wird.
Wir sind sehr froh, Zeda-Lia jetzt bei uns zu haben.
Sie hat so ein liebes Wesen und wir wollen sie nicht mehr hergeben!!
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