Mit einer Rettung von Lisa aus einer Tötungsstation fing es an, danach hatten Frauchen und Podenco "Blut geleckt" - jede auf ihre Weise. Eva hat zwei echte Jagdnasen und ist bei der Zweithundsuche selbst zur Jägerin geworden. Wie es einem als Erst-Adoptantin von Podenco-Mixen gehen kann, beschreibt sie im folgenden Interview. Und wie Schnüffelgärten zu einer sicheren Lösung für all zu wilde Hundedamen werden kann. Mehr zu ihr und ihrer Mensch-Hunde-WG auf Instagram/zwei.raeubertoechter.
Wann wusstest Du, dass Du einen Hund adoptieren willst und wirst?
Ich bin mit Hunden groß geworden, wusste schon lange, dass ich irgendwann einen eigenen Hund haben möchte. Es war dann schließlich soweit, als ich beruflich angekommen war, eine passende eigene Wohnung hatte und Planungssicherheit über die nächsten Jahre.
War für Dich immer klar, dass es ein Hund aus dem Tierschutz sein wird?
Das stand für mich schon fest, seit ich denken kann. Ich wollte einer Hundeseele ein zuhause geben, die in ihrem Heimatland keine Chance gehabt hätte. Noch nie habe ich auch nur eine Sekunde über den Gang zu einem Züchter nachgedacht. Zudem sind für mich persönlich Mischlinge ganz besonders spannend – und die findet man im Tierschutz.
Wie bist Du bei der Suche nach „Deinem“ Hund vorgegangen?
Es sollte ein Podenco-Mix sein. Ich habe einmal im Wartezimmer beim Tierarzt einen reinrassigen Podenco gesehen und war sofort verzaubert. Daraufhin habe ich angefangen, mich über diese Rasse zu informieren. Habe auch drei Bücher gekauft, mehr hat der Markt nicht hergegeben.
Später habe ich dann verschiedenste Tierschutz-Seiten durchkämmt und bin schließlich bei einem Foto meiner Lisa hängengeblieben. „Lisa Goldschatz – noch in der Tötung“. Sie war auf dem Arm einer Mitarbeiterin eines Tierschutzvereins. Die Frauen waren in der Tötungsstation in Jerez (Andalusien) vor Ort, um Fotos von den „Insassen“ zu machen, falls sich über das Internet jemand findet, bevor der Hund sterben muss. Damals war Lisa gerade 7 Monate alt…
Mit Hilfe eines Tierschutzvereins haben wir Flugboxen bei Airberlin gebucht. Ich bin selbst mit einer Freundin nach Andalusien geflogen und wir haben fünf Hunde mit nach Deutschland gebracht. Lisa kam zu mir, die anderen hatten eine Pflegestelle. Einen Großteil der Kosten haben wir selbst getragen.
Wie kam es, dass dann noch ein zweiter Hund bei Dir einziehen durfte?
Lisa ist ein sehr angenehmer, pflegeleichter Hund. Ich kann sie überall mit hinnehmen, sie ist aufgeschlossen und freundlich. Ein Glücksgriff! Und gut drei Jahre später habe ich dann beschlossen, für Lisa eine Freundin zu suchen. Unsere Bindung war enorm eng, ich wollte ihr aber dennoch mehr hündisches Leben ermöglichen, spielen, toben, kuscheln… Podencos leben gerne im Rudel. Ich wollte einen jüngeren Hund dazu nehmen, damit die beiden sich bis ins hohe Alter fit halten können.
Und ich persönlich hatte die Energie und Lust, das Abenteuer Adoption noch mal zu wagen. Am liebsten mit einem Hund, der ein ähnliches Naturell hat, wie Lisa. Diesmal war es mir aber wichtig, dass der Hund bereits in Deutschland war und wir ihn kennenlernen konnten. Lisa sollte entscheiden, ob sie damit einverstanden ist oder nicht. Wieder habe ich diverse Internetseiten (diesmal von deutschen Tierheimen) durchforstet, schließlich dann bin ich an der kleinen Elsa hängengeblieben. Elsa wurde als unsicherer Hund beschrieben, der gerne zu einem souveränen Zweithund sollte. Deshalb kamen wir dafür wirklich gut in Frage.
Elsa saß im Tierheim in Köln-Dellbrück. Ich habe sofort angerufen und bin am nächsten Tag hingefahren. Trotz relativ weiter Anfahrt waren wir insgesamt vier Mal dort, bevor ich Elsa schließlich mitnehmen durften. Die Tierheime nehmen die Vermittlungen in der Regel sehr ernst, die Auflagen sind recht streng. Ich als alleinstehende, voll berufstätige Frau hatte da auf den ersten Blick nicht die besten Karten. Durch das hartnäckige Zeigen von Interesse und genauer Schilderung meiner Lebensumstände (Mail mit Fotos usw.) habe ich dann aber die Zusage erhalten. Sogar ohne Vorkontrolle. Mit dem Tierheim stehe ich heute noch über Instagram in Kontakt, das freut mich.
Das erste Aufeinandertreffen der beiden verlief bei uns ungewöhnlich toll. Trotz stressiger Tierheim-Atmosphäre hat es zwischen den beiden sofort zu 100% gepasst. Wir waren spazieren und dann im Auslauf. Deutlicher hätte mir Lisa nicht „JA!“ sagen können.
Was weißt Du heute (besser) als am Anfang Deiner Hunde-Beziehung?
Ich wäre heute in vielen Situationen viel mehr der Anwalt meiner Hunde. Ich stelle mich jetzt dazwischen, wenn sie bedrängt werden, ich nehme sie aus Situationen heraus, die ihnen unangenehm sind. Ich werfe sie nicht mehr mit unzähligen anderen fremden Hunden aller Rassen und Größen auf eine gemeinsame „Auslaufwiese“. Ich lese sie heute ganz anders, weiß viel mehr über Hundekommunikation. Diese Bildung ist für mich enorm wichtig. Das bin ich meinen vierbeinigen Lebenspartnern schuldig.
Ein weiterer Punkt: Ich habe zwar über den Jagdtrieb Bescheid gewusst und bin trotzdem der, ja fast schon romantischen Naivität aufgesessen, dass ich den meiner ersten Hündin irgendwie abgewöhnen kann – obwohl ich selbst kein besonders konsequenter Mensch bin. Ich habe – in der Nachbetrachtung muss ich das wirklich so sagen – gefährlich früh damit angefangen, Lisa abzuleinen. In den ersten Wochen blieb sie bei mir, ich wähnte mich in Sicherheit. Bis mit ihrer Sicherheit meiner Wenigkeit dann der Radius immer größer wurde und es auch zu vermehrten Jagdausflügen gekommen ist. Antijagdtraining in der Hundeschule war bei uns wirkungslos. Ich gehe davon aus, dass Lisa bei diversen Jagdausflügen Blut geleckt hat. Das Kind war also schon in den Brunnen gefallen.
Auf welche Erfahrung oder welches Erlebnis hättest Du lieber verzichtet?
Genau auf diese Jagdausflüge, denn da waren mitunter wirklich brenzlige Situationen dabei, die auch hätten schief gehen können, nicht nur für meinen Hund, sondern auch für den Straßenverkehr zum Beispiel. Zum Glück ist nie etwas passiert, wobei ich da aus Sicht der Wildtiere nicht meine Hand ins Feuer legen würde.
Im Sommer 2020 ist meine Hündin durch eine Vergiftung schwer erkrankt. Es hat Wochen gedauert, bis sicher war, dass Sie über den Berg ist. Geholfen hat uns schließlich ein ganzheitlicher Arzt, der eine Blutreinigung und andere Dinge gemacht hat. Er hat ihr damit das Leben gerettet. Zuvor war Lisa auch eine ganze Weile in der Klinik. Dort konnte uns leider nicht geholfen werden. Ich war sehr froh, dass wir das zusammen geschafft haben, heute geht es ihr gut. Aber das zeigt, da kommen ganz plötzlich Kosten von mehreren Tausend Euro zusammen. Das sollte man vor der Anschaffung eines Hundes beachten.
Mit welchen Besonderheiten bist Du konfrontiert worden?
Ich habe Hunde adoptiert, die Sichtjäger sind, geschaffen für die selbstständige Hasenhatz. Windschnittige Körper, große Beschleunigung, das sind ihre Gene. Die zu unterbinden oder umzulenken, erfordert viel Arbeit. Die habe ich nicht geleistet, sondern den Trieb schließlich einfach akzeptiert. Wir leben seither mit Schleppleinen. Das funktioniert bei uns wirklich wunderbar und wir sind immer sicher.
Viele Menschen wollten mir damals weismachen, dass Hunde wie Lisa Freilauf draußen brauchen, sonst würden ihre Bedürfnisse nicht erfüllt. Das sehe ich heute anders. Ich habe mich bemüht, gesicherte Flächen zu finden, mit Zaun drum herum. Wo meine Hunde nach Herzenslust flitzen und toben können wie eine eingezäunte Obstwiese meiner Nachbarn, dort sind wir einmal täglich. Außerdem gibt es im Internet Angebote für gesicherte Ausläufe, so genannte Schnüffelgärten (www.schnueffelgaerten.de).
Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg! Man muss nur etwas kreativ sein, denn es ist für mich keinesfalls in Ordnung, einen Hund abzuleinen, den man nicht kontrollieren kann.
Mit welchem Begriff würdest Du Dein Leben mit Hunden am besten beschreiben?
Wir sind eine WG :-). Ich bemühe mich um Augenhöhe, Dominanz findet bei uns nicht statt.
Fotos: Eva / zwei.raeubertoechter (Instagram)
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